Der subjektive Jahresrückblick 2020

Der subjektive Jahresrückblick 2020

Wäre das Fußballjahr 2020 ein Wein, dann würde der Kenner diesem Jahrgang vermutlich keine allzu positive Bewertung vergeben. Unschöne Färbung, eher glanzlos in seiner Reinheit, wenig Ausdruck, unangenehmes Bukett und besonders bitter im Abgang. Zum Ende des Jahres möchte ich dennoch einen kurzen Rückblick auf das fußballerische 2020 wagen. Ich persönlich war seit dem ersten Lockdown im März gefühlt ein wenig im Tunnel unterwegs. Außerhalb meiner beiden Mannschaften habe ich seit Corona verhältnismäßig wenig mitbekommen. Oder vielleicht gab es auch einfach nur wenig mitzubekommen 😉 Daher verzeiht es mir, wenn es ein eher subjektiver Rückblick aus Carsten-Sicht wird.

Gestartet ist mein Fußballjahr hauptsächlich mit Hallenturnieren meiner E-Jugend. Bei den sechs Tagesturnieren konnten sich die Jungs überwiegend gut verkaufen und häufiger das obere Drittel des Tableaus erreichen. Das Turnier in Sulzbach konnten die jungen Kicker sogar ungeschlagen gewinnen. In der Gesamtplatzierung haben wir den Einzug in die Endrunde der besten 20 Teams im Kreis nur knapp verpasst. Danach noch ein paar Trainings und ein Testspiel gegen die Nachbarn von der Tura aus Niederhöchstadt, dann war wegen Corona erst mal Fußballpause angesagt.

E1 bei der Hallenrunde in Sulzbach

Szenenwechsel zu den U17-Mädels. In der Winterpause stand viel Futsal auf dem Trainingsplan. Alex hat in der Uni parallel ein Futsal-Seminar besucht. Entsprechend motiviert und ehrgeizig haben wir dann auch mit den Mädels gearbeitet. Auch wenn nicht alle so begeistert vom Training von z.B. Eckballvarianten waren – die Mädels haben sich deutlich verbessert. Bei der Futsal-Regionalmeisterschaft Anfang Februar in Geisenheim war die Entwicklung dann erstmals sichtbar. Mit zwei souveränen Siegen gegen die Mädels des TSV Bleidenstadt und des VfR Limburg gewann die U17 den Regionalmeister-Titel.

Zwei Wochen später ging es nach Grünberg zur Futsal-Hessenmeisterschaft. Im ersten Spiel gegen den KSV Hessen Kassel waren wir relativ chancenlos. in den folgenden Partien zeigte sich jedoch, dass die BSC-Mädels spielerisch mit allen Teams zumindest mithalten konnte. Die Bilanz nach dem Tag mit den sechs Regionalmeistern: Drei knappe Niederlagen, ein Unentschieden und ein Sieg. 4 Punkte bei 2:6 Toren. Das war sowohl spielerisch als auch vom Ergebnis her die beste Hessenmeisterschaft der U17. Zugegeben – so viele gab es bisher auch noch nicht 😉

Die U17 in Grünberg beim Hessen-Futsalcup

Ende Februar kam dann Iris aus Japan zu Besuch nach Deutschland. Mit einigen ihrer alten Teamkolleginnen haben wir sie am Flughafen abgefangen und begrüßt. Iris hatte natürlich ihre Fußballschuhe im Gepäck und konnte damit das erste Spiel der Rückrunde mitspielen. Dann kam noch ein Testspiel gegen den SV Niederursel und schon war er da, der Lockdown.

Nach einer Woche Fußballpause haben wir uns dann das erste Mal zu einem Zoom-Meeting getroffen. Einfach mal austauschen und ein bisschen quatschen. Da entstand dann auch gleich der Wunsch, wöchentlich ein gemeinsames Kraftausdauer-Training zu veranstalten. Bald kam dann noch eine zweite wöchentliche Einheit zum Thema Ballgefühl und Ball Mastery dazu. Bei meinen E-Jungs wurde es eine wöchentliche Einheit zu Tricks, Finten und Ballgefühl. Auch Volkmar organisierte für seine D-Jungs und Mädels ein wöchentliches, bunt gemischtes Training. Zusätzlich haben wir mit 4 anderen Mädelsteams zusammen eine Laufchallenge veranstaltet. Ziel dabei war es, als Team und pro Kopf innerhalb von 7 Tagen die meisten Kilometer zu sammeln.

Die U17 in diversen Zoom-Meetings

Für uns Trainer war es immer schön, auch in dieser ungewohnten, eher isolierten Situation unsere Spielerinnen und Spieler zu sehen und ein wenig Zeit miteinander verbringen zu können. Gespielt wurde in der Saison 2019/20 dann zwar nicht mehr, aber immerhin wurde irgendwann wieder kontaktloses Training erlaubt. Da stand dann vor allem das detaillierte Training der Schusstechnik auf dem Programm. Ohne Gegner zwar etwas realitätsfern, aber es war mal etwas neues, den Bewegungsablauf bis ins kleinste Detail zu zerlegen und zu analysieren.

Da steckt ordentlich Power dahinter

Und dann kam kurz vor den Sommerferien der Tag, an dem die Jungs und Mädels wieder in Zehnergruppen „normal“ trainieren und spielen durften. Vier unserer U17-Mädels wechselten altersbedingt hoch in die Damenmannschaft. Für die neue Saison haben wir uns mit den B-Mädels und Coach Eugen von der Tura Niederhöchstadt zur MSG Schwalbach/Niederhöchstadt zusammengeschlossen, da beide Teams zu wenige Spielerinnen zur Verfügung hatten, um selbstständig in die neue Spielzeit zu gehen.

Bei den E-Jungs hat es mich als Trainer besonders gefreut, dass wir unser komplettes Team nach der Saison zusammenhalten konnten. Kein Abgang bedeutet für mich schon mal, dass es nicht ganz so schlimm gewesen sein kann 😉 Neu dazu kamen vier Jungs aus der alten D-Jugend und drei Spieler aus der alten E2. Eine insgesamt relativ heterogene Truppe, bei der das Thema Leistungsdifferenzierung in der neuen Saison besonders wichtig werden sollte. Leander ist allerdings weiterhin als Trainerkollege dabei, sodass wir diese Herausforderung mit den knapp 20 Jungs zu zweit dennoch gut angehen konnten.

Die D-Jugend 2020/21

Nach der Sommerpause gestaltete sich die Rückkehr in den Spielbetrieb für meine beiden Teams eher schwierig. Das lag aber vor allem daran, dass viele Spiele so kurzfristig coronabedingt von unseren Gegnern abgesagt wurden, dass sich kein Gegner für Testspiele mehr finden ließ. Auch die zwischenzeitliche Sperrung der Schwalbacher Sportanlage wegen eines bekannt gewordenen Coronafalls verlangte viel hektisches und spontanes Umplanen. Die D-Jungs starteten mit relativ gutem Fußball in die Saison und präsentierten sich gleich als gute Einheit. In der Liga kamen wir leider wie schon erwähnt auf lediglich drei Spiele. Dabei reichte es jedoch mit zwei Siegen und einem Unentschieden zur Herbstmeisterschaft. Für die Jungs eine coole Sache, für mich steht in diesem Alter an dieser Stelle jedoch klar die fußballerische Entwicklung der Spieler im Fokus. Und auch die ist beachtlich. Innerhalb der vergangenen 1,5 Jahre haben die jungen Kicker durch die Bank weg eine sehr solide Entwicklung hingelegt. Zusammen mit den neu dazugekommenen Spielern bilden sie eine gute Einheit und verstehen sich auch neben dem Platz super.

Die D nach ihrem ersten Spiel in Sulzbach

Bei den Mädels war der Start deutlich holpriger. Im ersten Testspiel wurde schnell klar, dass hier noch keine Einheit auf dem Platz steht. Es existierte noch kein richtiges soziales Teamgefüge und auch spielerisch war noch keine gemeinsame Spielidee erkennbar. Doch das verbesserte sich in den kommenden Wochen stetig. Den vorläufigen Höhepunkt erreichte die Stimmung dann im letzten Spiel in Eddersheim im strömenden Regen, das wir dann schlussendlich für uns entscheiden konnten. Diesen Moment sehe ich und auch einige der Mädels als den Augenblick, in dem wir uns dann wirklich als ein Team verstanden. Danach war Ende Oktober auch schon wieder Schluss, es ging in den nächsten Lockdown. Die Zwischenbilanz: zwei Siege und eine Niederlage und damit Platz 3 in der Tabelle der Hessenliga West. Ab hier waren dann mit den Jungs und Mädels wieder Zoom-Trainings angesagt.

Die MSG in ihren Zoom-Meetings

Bei den Mädels haben wir mit unseren drei Trainern seit Mitte November zusätzlich Individualtraining angeboten. Samstags und sonntags haben wir je zwei Trainingsschichten in drei Gruppen im Parkhaus der Tura durchgezogen. Damit konnte dann jede Spielerin zumindest einmal in der Woche positionsspezifisch an ihrer Technik arbeiten. Ist zwar alles nicht ganz so spannend wie kicken auf dem Fußballplatz. Aber wir als Trainer hatten hier die einmalige Gelegenheit, ganz individuell auf die technischen Stärken und Schwächen der einzelnen Spielerinnen einzugehen.

Am Wochenende vor Weihnachten standen dann die Online-Weihnachtsfeiern an. Ein paar unterhaltsame Spielchen, viel Gequatsche, Wichtelgeschenke auspacken und vieles mehr.

Insgesamt ein Jahr mit ungewöhnlichen Herausforderungen, viel Frust durch die Einschränkungen und für mich als Trainer auch eine Zeit, in der ich mein Hobby einfach nicht richtig ausführen konnte. Aber auch ein Jahr mit ganz besonders viel Flexibilität und Kreativität in den Trainerteams. Trotzdem hoffe ich, dass wir im nächsten Jahr wieder ansatzweise ein Stück Fußballnormalität zurückbekommen. Sicherlich nicht direkt am Jahresanfang, aber vielleicht dann ab März oder April.

Guten Rutsch euch allen und bleibt schön am Ball 😉
Carsten