u13 – Klein gegen Groß oder „Das Wunder von Ginnheim“

u13 – Klein gegen Groß oder „Das Wunder von Ginnheim“

Der 18. November. 13 Uhr. Frankfurt. Bereits am vorletzten Spieltag kann die u13 des BSC Schwalbach den vorzeitigen Einzug in die Gruppenliga festmachen. Lediglich ein Punkt fehlt den Mädels, um sich uneinholbar von der Konkurrenz auf dem fünften Platz abzusetzen. Dazu muss jedoch mindestens ein Unentschieden bei den Mädels von Blau-Gelb erzielt werden. Vermutlich kein Sonntagsspaziergang, hat Blau-Gelb doch ihre letzten vier Spiele gewonnen. Noch dazu fehlen dem BSC mit Maxima, Laura und Lena Schlüsselspielerinnen auf wichtigen Positionen. Um das aufzufangen hat die u11 mit Linda und Julie wieder zwei Dribbelspezialistinnen ausgeliehen, die trotz ihres jungen Alters technisch hervorragend mithalten können. Doch auch der Gegner lässt sich heute nicht lumpen und präsentiert uns eine Truppe hochgewachsener Mädels, gegen die einige unserer Spielerinnen wie frische Grundschülerinnen wirken. Kein Wunder, steht uns da doch eine reine 2005er-Mannschaft gegenüber.

Ungeachtet des körperlichen Unterschieds nimmt der BSC den Kampf gut an. Jedoch fehlt beiden Teams die Ruhe und der Plan im Spielaufbau und es geht zunächst wild hin und her. Ball erobert, auf der Außenbahn geschickt, Ball verloren, dasselbe Spiel in die andere Richtung. Bisweilen erinnert das Spiel stark an einen Kick auf dem Pausenhof, allerdings ohne größere Chancen für beide Teams. Dann nimmt das Unheil in der 13. Spielminute seinen Lauf, als Blau-Gelb aus einem Ballverlust mit anschließendem Stellungsfehler des BSC Kapital schlagen kann, mit wenigen Pässen vor den Strafraum kommt und ohne große Mühe einschießen kann. Wer denkt, dass dies der Weckruf für die Gäste aus Schwalbach sein könnte, wird leider enttäuscht. Der Plan, Zweikämpfe gegen den körperlich überlegenen Gegner durch einen geordneten Spielaufbau und geschicktes Kombinationsspiel zu vermeiden, wird von den Spielerinnen auf dem Platz komplett verworfen. Mehr oder weniger ängstlich versucht man, mit lang nach vorne geschlagenen Bällen einen glücklichen Treffer zu erzielen, der aber logischerweise ausbleibt. Um die wacklige Formation zu stabilisieren wird versucht, während des Spiels provisorisch auf ein defensiveres System umzustellen, um wieder Ruhe in die Partie zu bringen. Doch weitere überhastete Aktionen von Schwalbacher Seite bauen die Blau-Gelben immer stärker auf. sie dominieren die Phase des Spiels kurz vor der Halbzeit. In der 28. Minute ist dann das Chaos perfekt, als eine hohe Hereingabe in den Strafraum von Sophia unterlaufen wird und der noch harmlose Ball erst richtig gefährlich wird, da keiner handelt. Die blau-gelbe Stürmerin kommt somit frei zum Abschluss, der zwar noch mal geblockt wird, dann aber verwandelt werden kann, als sich die BSC-Spielerinnen vor der Torlinie gegenseitig blockieren. Blau-Gelb zwei, Schwalbach null. So haben sich die Gäste das nicht vorgestellt, der angestrebte Punkt rückt vor dem geistigen Auge in immer größere Ferne. Auf einen Anschlusstreffer ist bei dem aktuellen Engagement auch nicht zu rechnen. Stattdessen meckern sich einige Spielerinnen gegenseitig an und geben sich untereinander die Schuld für Fehler. Die Blau-Gelben dürften das Schauspiel ziemlich amüsant gefunden haben. Noch dazu wird Anna von einem direkt vor ihr geschossenem Ball am Auge getroffen. Zum Glück pfeift der Schiedsrichter kurz darauf zur Halbzeitpause. Mit hängenden Köpfen geht es in die Kabine.

Kurz verschnaufen, die gröbsten Fehler analysieren und dann die allerwichtigste Aufgabe: Den Spielerinnen neuen Mut für die nächste halbe Stunde geben. Bei der aktuellen Situation keine leichte Aufgabe, konnte man doch in der aktuellen Saison noch nie an einen Gegentreffer anknüpfen und selbst ein Tor schießen. Doch der Appell an das eigene Können scheint nicht überzeugend genug vorgetragen worden zu sein, denn die Spielerinnen wirken eher wie ein Haufen Schnitzel in orange-schwarzen Trikots als eine angriffslustige Mannschaft (schön weich und schlaff). Also der Griff in die psychologische Trickkiste, das Wir-Gefühl soll es richten. Nachdem die Nachbarkabine mit dem Klassiker „Was sind wir – EIN TEAM!“ beschallt wurde, sah man in den Augen einiger Mädels wieder Hoffnung und Selbstvertrauen aufblitzen.

Die zweite Halbzeit wird angepfiffen und als Zuschauer könnte man denken, die Mannschaft aus Hälfte 1 wurde komplett gegen eine neue Truppe ausgetauscht. Das Spiel wird nun über weite Strecken dominiert und der Gegner findet kaum noch einen Weg aus der eigenen Hälfte, wenn dann sind es lange Bälle nach vorn, die aber von der sicher stehenden Abwehr entschärft werden. Sophia wirkt bei ihren wenigen Aktionen nun selbstsicher und strahlt das auf die vor ihr spielende Reihe ab. Das Aufbauspiel klappt beim BSC nun besser, Mara, Anna (trotz blauem Auge), Hanna und die nach ihrer Verletzung zurückgekehrte Helena füttern das Mittelfeld und den Sturm mit guten Pässen. In der Mitte lassen Linda, Merle, Viki und Julie den Ball gut laufen. Leonie und Lila kommen immer wieder bei an die Strafraumgrenze, aber das gegnerische Tor gleicht einer uneinnehmbaren Burg, entweder wird zu viel gedribbelt und der Zeitpunkt zum Schuss verpasst, eine der Gegnerinnen wirft sich noch ein den Schuss oder die starke blau-gelbe Torfrau kann die wirklich gefährlich geschossenen Bälle mit tollen Paraden abwehren. Klar, so ein überlegenes Anstürmen ohne Belohnung schlägt dann irgendwann auf die Stimmung und man fragt sich, wie man das noch schaffen soll. Die Zeit rennt dem BSC davon und der ein oder andere Kopf senkt sich bei den Spielerinnen des BSC. Nur hin und wieder hört man Mara, die ihre Mitspielerinnen zu neuen Aktionen antreibt. An der Seitenlinie erhält Viki nochmal eine große Dosis Motivation und Selbstvertrauen von Betreuerin Alex. Das Ganze wirkt schließlich so, als würde man den Kessel einer Dampflok randvoll mit Kohle stopfen, und wie eine Lokomotive unter Volldampf rast Viki dann schließlich bei ihrer Einwechslung los. Auch Leonie wird noch mal motiviert und legt ebenfalls mit neuem Elan los. Noch verpuffen aber alle Bemühungen vor dem gegnerischen Strafraum, die Lücke wird einfach nicht gefunden. Die letzten zehn Minuten brechen an. Es sieht ganz so aus, als wird der letzte Platz für die Quali erst am letzten Spieltag ausgespielt.

Dann ist es 8 Minuten vor Schluss Anna, die Viki mit einem Steilpass an der rechten Seitenlinie entlang schickt. Sie setzt sich gut gegen zwei Gegnerinnen durch, doch eine der beiden kann ihr dann auf der Grundlinie den Ball wegspitzeln. Doch Viki setzt nach und erobert ihn zurück. Von der Grundlinie aus erfolgt ein Pass ins Feld, den Leonie gut annehmen kann. Schuss, der Ball fliegt unhaltbar für die ansonsten starke Torfrau ins linke Eck. 2:1, jetzt ist wieder etwas Hoffnung da. Aber nur noch 7 Minuten zu spielen. Das wird schwer. Richtig schwer. Der Ansturm auf das blau-gelbe Tor endet nicht, noch 6, 5, 4, 3, 2 Minuten zu spielen. Blau-Gelb verteidigt mit allem was sie aufzubieten haben. Leonie dringt mit dem Ball in den Strafraum ein und wird zu Fall gebracht. Pfiff, der Arm des Schiedsrichters geht Richtung Punkt. Elfmeter für Schwalbach! In der vorletzten Spielminute! Mara legt sich den Ball zurecht, läuft an und schießt. Latte! Doch der Schiedsrichter hat noch nicht angepfiffen. Wiederholung! Unfassbar spannend! Mara läuft erneut an. Schuss, linkes Eck, Toooooor! Der verdiente Ausgleich! Neuer Spielstand: Blau-Gelb zwei, Schwalbach zwei.

Um es kurz zu machen: Der BSC kann die verbleibenden zwei Minuten ohne Gegentor überstehen und es kommt zur Punkteteilung. An dieser Stelle bedanken wir uns bei Blau-Gelb für das unfassbar spannende Spiel und wünschen viel Erfolg für den letzten Spieltag.

Der BSC und insbesondere Anna sind heute also mit einem blauen Auge davon gekommen 😉 Damit ist das Minimalziel für heute nach einem starken Comeback erreicht worden. Der Punkt reicht zum Einzug in die Gruppenliga im kommenden Jahr. Noch nie in dieser Saison war die Freude nach einem Spiel bei Spielerinnen und Trainer so groß wie heute, obwohl es „nur“ ein Unentschieden wurde. Doch da dies so kurz vor Schluss kaum noch jemand für möglich gehalten hat ist es umso bemerkenswerter, dass einige wenige willensstarke Aktionen gereicht haben, um das Spiel doch noch zum Guten zu wenden. Ohne die Mannschaftsleistung schmälern zu wollen waren heute kurz vor Schluss die Aktionen von Mara, Leonie und Viki mit ihrem ungebändigten Siegeswillen und ihrer Beharrlichkeit die ausschlaggebenden Faktoren, die heute zum Punktgewinn geführt haben. Man kann nur hoffen, dass diese Erfahrung der Mannschaft Selbstvertrauen für die kommenden Spiele gibt, wenn es mal nicht so läuft wie geplant.

Zum heutigen „Wunder von Ginnheim“ beigetragen haben: Anna, Gabi, Hanna, Helena, Julie, Linda, Leonie, Lila, Mara, Merle, Sophia und Viki.

[cs]